Der November ist vorbei, der Dezember hat nicht nur angefangen, sondern ist gefühlt schon mitten drin. Es sind noch 21 Tage bis Weihnachten und die Menschen fangen ob Geschenkeeinkäufen, Rabattaktionen und Weihnachtsmarkteröffnungen bereits langsam wieder an vor Stress an der Uhr zu drehen. Wahrlich die besinnlichste Zeit des Jahres.
Nun ist es für mich aber nicht nur Zeit jedes Wochenende 500km zu pendeln, um neben dem Studium auf einem Weihnachtsmarkt zu arbeiten, sondern es ist auch Zeit meinen aller ersten NaNoWriMo Review passieren zu lassen.
Ich war in den Monaten zuvor noch total gehyped und konnte es kaum erwarten endlich loszulegen und so richtig in die Tasten zu hauen. Neben dem Beenden und Überarbeiten von meinem #ProjektMeMo (*hust* welches hoffentlich irgendwann von meinen Testlesern gelesen wird *hust* und dann vielleicht irgendwann mal seinen Weg an die Öffentlichkeit finden sollte), hatte ich damit begonnen eine Geschichte mit dem Titel #ProjektTheDarkInside zu plotten. Leute, die mich auf Instagram und/oder Twitter stalken, dürften das sogar mitbekommen haben. Für alle anderen hatte ich die Gründe hier auch noch einmal dargelegt.
Ich hatte die Figuren, ihre Hintergründe, die Figurenkonstellation, die Höhepunkte und Plottwists, die Handlungsorte, die Reihenfolge der Ereignisse.
Es sollte eine Geschichte werden, welche die Lieder des diesjährigen Rammsteinalbums inhaltlich verarbeitet. Es sollte eine Geschichte über einen psychisch labilen Mann werden, der zu einer neuen Therapeutin gehen musste. Es sollte eine Geschichte über den seelischen Verfall und den menschlichen Abgrund in uns selbst werden. Doch daraus ist wohl nichts geworden.
Die ersten drei Tage des NaNo saß ich an meinem Laptop und starrte auf den blinkenden Cursor eines leeren Dokuments. Ich wusste einfach nicht wie ich anfangen sollte. Nach einigem Verzweifeln und unzähligen Diskussionen mit meinem Partner hatte ich es dann doch irgendwie geschafft einen Einstieg in das erste Kapitel zu finden. Doch nach 1993 Wörtern war auch schon wieder Schluss. Es hat einfach nicht funktioniert. Und das ist meine eigene Schuld. Ich habe schlichtweg nicht genug recherchiert und wusste daher nicht wie eine Therapie abläuft, mit welchen Medikamenten der Prota behandelt wurde/werden könnte, was dabei schief gehen könnte oder wie ein Therapeutenwechsel funktioniert. Natürlich kann man nicht alles vorher recherchieren, auch weil innerhalb des Schreibprozesses sowieso immer neue Fragen aufkommen. Doch diese Grundlagenrecherche hätte ich eindeutig vorher machen sollen.
Des Weiteren habe ich für mich festgestellt, dass ich es (noch) nicht schaffe innerhalb eines abgesteckten Rahmens wie einen Monat eine vollständige Geschichte zu plotten. (Also innerhalb des Preptobers) Ich hatte zwar alle Gegebenheiten und auch schon die einzelnen Szenen im Kopf und stichpunktartig skizziert, jedoch war die Vorbereitungszeit für mich nicht ausreichend, um daraus einen wirklichen Plotplan zu erstellen – geschweige den eine Kapitelordnung. Es waren schlichtweg noch viel zu viele Leerstellen zwischen den einzelnen Ereignissen.
Aufgrund dieser Probleme hatte ich nach recht kurzer Zeit beschlossen mein NaNo-Projekt einfach zu wechseln. Diese Geschichte ist noch längst nicht vom Tisch, doch ich möchte ihr nun die Zeit geben, die sie zum Reifen braucht und habe mich daher kurzerhand und völlig planlos einem anderen Projekt gewidmet. #ProjektStille baut auf der Geschichte Bienen auf, die in diesem Blog zu lesen ist. Es sind die gleichen Figuren und Bienen bildet den Anfang einer recht losen Sammlung von Dokumenten.
Es war sehr angenehm wieder diese plötzlich Freiheit zu haben. Ich bin ein Bauchschreiber, d.h. ich schreibe Geschichten und Texte, ohne mir vorher ellenlang Gedanken darüber zu machen. #ProjektMeMo ist die erste größere Geschichte, die ich geschrieben habe (ca. 65000 Wörter) und auch die erste, für die ich einiges an Plotting und Recherche betrieben habe. Normalerweise sehe ich ein Thema, das mich interessiert oder setze mich einfach an ein (virtuelles) Blatt Papier und schreibe einfach drauf los. Dementsprechend schwer fällt es mir zu plotten und vorzuplanen.
Also war #ProjektStille eigentlich genau das richtige. Eigentlich. Eine Kurzgeschichte von 1500 Wörtern Länge oder ein Manuskript mit 50.000 Wörtern aus dem Bauch heraus zu schreiben, ist doch ein dezenter Unterschied. Es ist mir ein Rätsel wie Stephen King es schafft diese Fülle und Dicke an Büchern zu schreiben, ohne zu plotten. Vermutlich macht er sich im Laufe der Geschichte dann irgendwelche Notizen, um den Faden nicht zu verlieren. Darauf wird es in #ProjektStille nun ebenfalls hinauslaufen.
Es hat auf jeden Fall wesentlich besser funktioniert als mein ursprünglich geplantes Projekt. Die einzige Stütze waren die Wordsprints, die auf Twitter abgehalten wurden. Dabei war ich eigentlich auch ziemlich fleißig (ich hab nur recht selten mitgemacht), jedoch birgt das folgendes Problem: Es passieren plötzlich völlig unvorhergesehene Dinge.
So war #ProjektStille ursprünglich als Jugendbuch in unserer Welt geplant. Durch die Sprints sind meine Protas jedoch irgendwie in einer teils mittelalterlichen Fantasywelt gelandet – und ich habe einfach keine Ahnung wie die zwei dahin gekommen sind!
Letzten Endes sind es nach dem Projektwechsel auch nur 6354 Wörter zusammengekommen. Also weit weg vom eigentlichen NaNo-Ziel.
Man könnte jetzt sagen, dass ich diesbezüglich auf ganzer Linie versagt habe. Und ja, ich bin wortzahlmäßig wirklich nicht weit gekommen. Jedoch – und das sage ich nun für jeden, der den Wortcount von 50.000 nicht erreicht hat – war der NaNo für mich nicht umsonst. Ganz im Gegenteil. Ich habe auf verschiedenen Ebenen einiges dazugelernt. Vor allem habe ich Dinge über mich selbst und meine Art zu Plotten und zu Schreiben gelernt. Und, dass es okay ist, dass ich anders arbeite als andere Autoren. Außerdem habe ich durch den NaNo zwei neue Projekte entwickelt, die nun beide ihre Zeit bekommen werden, die sie zum Reifen und ausgearbeitet werden, brauchen.
#ProjektMeMo habe ich innerhalb eines Jahres geschrieben. Es war ursprünglich als Kurzgeschichte mit acht Kapiteln konzipiert. Nun hat es 54 Kapitel und ist etwa um 170 Seiten länger geworden als geplant. Es hatte einfach nur seine Zeit gebraucht.
Vielleicht ist #ProjektTheDarkInside oder #ProjektStille zum nächsten NaNo bereit, geschrieben zu werden. Vielleicht auch erst im Jahr darauf. Das ist okay und ich freue mich jetzt schon darauf.
Was hat der NaNo euch gebracht? Unabhängig von der Wortzahl, die ihr geschafft habt: Was habt ihr über euch, eure Plott- und Schreibweise und über eure Geschichten gelernt?