#WritingFriday Februar22_01

Offensichtlich bin ich im Januar nicht viel zum Schreiben gekommen. Oder die Themen waren nicht so meins. Wie auch immer es ist… wir werden es nie erfahren. Dafür habe ich heute wieder einen Beitrag für den WritingFriday von Elizzy!

Hier findet ihr meinen letzten Beitrag zum nachlesen.

Die Themen für Februar sind:

  • Lotte wacht auf und weiss nicht wo sie ist. Um sie herum ist alles dunkel und kalt. Sie hört leise Stimmen über ihr… – erzähle die Geschichte weiter.
  • Was ist deine Stärke? Kann dies auch zu einer Schwäche für dich werden?
  • Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz „Er blieb stehen und schaute nochmal zurück, doch…“ beginnt.
  • Schreibe eine Geschichte und lasse folgende Wörter mit einfliessen: Quacksalber, Horizont, Vergangenheit, zügig, Morgentau
  • Welches Buch / Welcher Film erhält deiner Meinung nach viel zu wenig Aufmerksamkeit? Wieso magst du es / ihn so sehr?

Mein heutiges Thema:

Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz „Er blieb stehen und schaute nochmal zurück, doch…“

Viel Spaß beim Lesen!


Er blieb stehen und schaute nochmal zurück, doch an der Szenerie änderte sich nichts. Sie saß da und starrte ihn an. Ihre Arme lagen auf den Lehnen ihres Stuhls, ihre Beine liefen scheinbar unendlich lang hinab, bis sie in dunklen Absatzschuhen endeten. Sie waren übereinandergeschlagen und steckten in einem kurzen Rock, den man in der Pose kaum sehen konnte. Das schwarze Top umspannte ihren Körper, schmiegte sich regelrecht daran an. Ihr Dekolleté konnte er nicht sehen, denn es wurde von einem Schleier aus hellblonden Locken verdeckt. Auf ihren Lippen lag ein Lächeln. Sie sah aus wie ein Engel.

Schwer ausatmend senkte er den Blick. Seine schweißnassen Hände zitterten und er hatte das Gefühl, seine Beine würden zu Betonsäulen werden und mit dem Boden verschmelzen. Er rieb seine Finger an seiner Hose ab und setzte an, etwas zu sagen, doch er wusste nicht was und seine Stimme erstarb in einem erbärmlichen Krächzen, noch ehe er sich Gedanken über seine Worte machen konnte.

Es sollte ein Abschied sein. Es sollte ein Neuanfang sein. Er hätte sich nicht noch einmal umdrehen sollen. Wieso war er nicht einfach weggegangen? Jetzt stand er da und spürte ihren bohrenden Blick. Er brannte auf seiner Haut. Ließ sie kribbeln, als würden tausende Feuerameisen unter ihr herumkriechen. Am liebsten hätte er sich gekratzt, wäre mit den Fingernägeln über seine Haut gefahren, in sie hinein, hätte sie von seinen Knochen reißen und sich darunter kratzen wollen. Doch er konnte seine Finger keinen Millimeter bewegen. Unter ihrem Blick fühlte er sich hilflos. Schutzlos. Nackt. Sie beobachtete ihn. Richtete über ihn. Über jede Bewegung. Jedes Zucken. Jeden Gedanken. Das wusste er. Er spürte es. Tief in seinem Inneren spürte er die Gewissheit klopfen und außen spürte er ihre Blicke brennen.

Ihre glockenhelle Stimme durchbrach seine Gedanken und ließ sie auseinanderstoben wie einen Insektenschwarm. Sie betörte ihn. Sie befehligte ihn. Sie bettelte ihn an. Bleib doch, rief sie. Schrie sie regelrecht. Schrill und laut. Völlig hysterisch. Er presste sich die Hände auf die Ohren und schrie zurück. Schrie sie an, sie möge still sein. Endlich still sein. Und ihn gehen lassen. Doch sie starrte ihn nur an und richtete über ihn. Denn er war schwach und das wussten sie beide.

Endlich konnte er seine Beine losreißen. Endlich konnte er sie bewegen, doch sie gehorchten ihm nicht. Er wollte vorwärts gehen. Vorwärts in eine Zukunft. In seine Zukunft. Doch stattdessen ging er rückwärts. Zurück in sein Elend. Zurück an ihre Seite. Er gehorchte. Er spurte wie ein dressierter Hund. Seine Finger zitterten, ihm war heiß und kalt. Tränen rannen über sein Gesicht. Sie brannten. Sie brannten wie Feuer und fraßen sich in seine Haut wie Säure. Verbrannte Rinnsale durchzogen sein Gesicht und die Tränen brannten ihm Löcher in die Wangen.

„Es tut mir leid“, schluchzte er und fiel vor ihr auf die Knie. Er nahm ihre Hand von der Lehne, ihre Finger verschränkten sich mit seinen und er legte den Kopf in ihren feuchten Schoß. Ihre glasigen Augen starrten blass auf ihn herab. Sie verachtete ihn.

„Ich liebe dich…“ Ein schmerzverzerrtes Wimmern stieg aus seiner Kehle. Es klang wie das Heulen eines Tieres. Ein verängstigtes Tier. Ein hungriges Tier. Ein wütendes Tier. Ein verzweifeltes Tier.

„Es tut mir so leid.“ Mehr als ein Flüstern brachte er nicht mehr zustande. Ihre kalten Finger rutschten aus seiner Hand und ihr Arm baumelte an ihrer Seite herab. Durch den Ruck fiel ihr Kopf zur Seite und ihre Haare verrutschten ebenfalls. Darunter kam ein klaffendes Loch zum Vorschein. Wo einst ihr Herz gewesen ist, war nur noch zerfetztes Fleisch und Dunkelheit. Das heraussickernde Blut wurde langsam kalt. Er vergrub das Gesicht in ihrem Schoß, um nicht mehr ihren bohrenden Blicken ausgeliefert zu sein und schluchzte. Es sollte ein Abschied sein. Es sollte ein Neuanfang sein. Er hätte sich nicht noch einmal umdrehen sollen.

5 Kommentare zu „#WritingFriday Februar22_01

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